Die Leonidaion-Therme in Olympia // WiSe 2016/17

Die Leonidaion- Therme in Olympia

Raphaela Pain, Sara Dolls / Masterarbeit WiSe 2016/17

Die Leonidaion-Therme in Olympia – Bau, Funktion, Geschichte und Bedeutung

Die Leonidaion-Therme ist ein Bad im Südwestbezirk des Heiligtums von Olympia. Es grenzt unmittelbar an den Stylobat des Gästehauses Leonidaion an. Stratigrafische und keramische Befunde deuten auf eine Errichtung der Therme in der späten Römischen Kaiserzeit hin[1]. Beim Baukörper handelt es sich um einen eingeschossigen Kernbau in der Mauerwerksart opus mixtum mit umliegenden Anbauten. Den oberen Abschluss bilden Kreuzgrat- und Tonnengewölbe, die teilweise noch vollständig intakt sind. Der Grundriss des Gebäudes zeigt eine kreuzförmige Figur, wobei der betonten Längsachse zur Erschließung der vier aneinandergereihten Räume eine Querachse in Nord/ Südrichtung entgegengesetzt ist[2]. Die einzelnen Räume dienen unterschiedlichen Funktionen im Badebetrieb und sind dementsprechend temperiert.

Die Beheizung des Bades erfolgte über ein kombiniertes System aus Boden- und Wandheizung. An mehreren Feuerstellen (praefurnien), davon drei im Süden und eine im Norden des Baus gelegen, wurde durch Verbrennung Warmluft erzeugt. Deren Ausbreitung in einem Hohlboden (hypokaustum) sorgte für die Temperierung des Fußbodens in den betreffenden Räumen. Zusätzlich konnte die Warmluft vom hypokaustum in senkrecht verlaufende Wandschächte strömen. Dies ermöglichte eine Erwärmung der Wände und Abstrahlung der Energie an den Innenraum. An schachtlosen Wänden funktionierte die Beheizung alternativ über einen Hohlraum zwischen der tragenden Wand und einer Art Vorsatzschale aus Tonplatten (tegolae mammatae). Abzüge aus Tonrohren in den Gewölben gewährleisteten den nötigen Durchzug und die Abführung der Warmluft nach außen.

Neben der Gebäudekubatur ist teils auch die Innenausstattung des Baus erhalten. Dazu zählen Reste von Bodenmosaiken, Marmorplatten und –leisten, sowie Wandputz.

Im Zuge einer Umbaumaßnahme wurde der Ursprungsbau der Leonidaion-Therme erweitert. Nach der Funktion des Gebäudes als Bad wurde es als Kelterei und als Werkstatt genutzt, wie diverse Modifikationen und Einbauten erkennen lassen. Diese späteren Nutzungsphasen sind bislang nicht näher datierbar.

Die detaillierte Untersuchung des Gebäudes ist vor allem vor dem Hintergrund offener Forschungsdesiderate in Olympia wichtig: In städtebaulicher Hinsicht betrifft dies die Frage nach dem Verlauf der Feststraße des Heiligtums und der Wasserversorgung im südwestlichen Bezirk. Die Zeitstellung des Gebäudes und seiner Umbauten birgt Hinweise für die Spätgeschichte des Heiligtums im Allgemeinen und die Entwicklung der Thermenarchitektur in Olympia im Besonderen.

 

Die Erforschung der Leonidaion-Therme

Das Gebäude wurde bereits im Jahr 1880 im Rahmen der Alten Grabung in Olympia entdeckt. Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts blieb der Bau unberührt. Die vollständige Freilegung erfolgte in den 1990er Jahren im Zuge des Projekts ‚Olympia während der römischen Kaiserzeit und in der Spätantike‘ unter der Leitung von Ulrich Sinn. Eine abschließende Dokumentation stand jedoch aus und wurde im Rahmen der Masterarbeit von Sara Dolls und Raphaela Pain an der OTH Regensburg in Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut angegangen.

Während einer sechswöchigen Bauaufnahmekampage im April/Mai 2016 wurde die Leonidaion-Therme mittels der Verfahren Tachymetrie, Photogrammetrie und händischer Nachverdichtung aufgenommen. Dabei wurden vor Ort Planzeichnungen (Grundriss und Schnitte im M. 1:20) angefertigt. Auf Grundlage dieser Bauaufnahmepläne, einer Fotodokumentation und Beobachtungen vor Ort wurde ein Raumbuch erstellt sowie Theorien zu Bauphasen und zur Rekonstruktion des Gebäudes ausgearbeitet.

Das Projekt wird derzeit von den Verfasserinnen am DAI weiterbearbeitet. Nach Ergänzungen der Bauaufnahme und vertiefenden Betrachtungen werden die Forschungsergebnisse in eine abschließende Publikation münden.

[1] Ladstätter 1995, 245; Sinn 1997, 215.

[2] Ladstätter 1995, 242.

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