Altes Jahnstadion, Regensburg

Alte Jahnstadion Regensburg

Fenster zur Bauforschung: Die Holztribüne des alten Jahnstadions in Regensburg

Vom Sommersemester 2015 bis zum Wintersemester 2016/17 arbeiteten fünf Seminare des Masterstudiengangs Historische Bauforschung an einer Erfassung des alten Jahnstadions in Regensburg. 2017 wurde das Stadion schließlich abgerissen. Immerhin konnte es von den Studierenden vorher umfassend dokumentiert und seine Baugeschichte aufgearbeitet werden. Die umfangreichen Ergebnisse wurden unter anderem in der Jahresausstellung der Fakultät zusammenfassend präsentiert. Besonderer Dank gilt Herrn Wolfgang Otto vom Jahn-Archiv für die Gespräche und die großzügige Bereitstellung des Archivmaterials.

Vor 90 Jahren bestritt der Jahn seine ersten Fußballspiele an der Prüfeninger Straße. Das Vereinsgelände vor den Toren der historischen Altstadt Regensburgs entwickelte sich innerhalb von vier Jahren vom einfachen Bolzplatz zum Fußballstadion. Das auffallendste Bauwerk dieses Stadions bildete ohne Zweifel die Westtribüne. Unter Leitung des Baumeisters Josef Zorzi errichtete der eigens für diesen Zweck gegründete Tribünenbauverein in weniger als einem Jahr ein zweigeschossiges Tribünengebäude. Zur Zeit seiner Fertigstellung im Jahre 1931 zählte es zu den modernsten Fußballtribünen Deutschlands. Die 24-jochige Fachwerkkonstruktion konnte bereits bis zu 800 begeisterte Fans vor Wind und Wetter schützen. Das Konzept eines gemauerten Unterbaus, in welchem sich neben den Spielerkabinen und den sanitären Anlagen des Stadions auch die Vereinsgaststätte befand, war für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. Blickt man sich heute in den Spielstätten Deutschlands um, findet man nur noch sehr wenig vergleichbare Bauten aus jener Zeit. Nicht zuletzt deshalb ist mit dem Bauwerk ein wichtiges Zeugnis früher Stadionarchitektur verloren gegangen. Auch die durchaus bewegte Geschichte des Fußballvereins Jahn Regensburg ließ sich an den Umbauten und Erweiterungen der Westtribüne bis zuletzt ablesen.

Sowohl die architektonische als auch die kulturhistorische Bedeutung des Bauwerks war für den Masterstudiengang Historische Bauforschung der OTH Regensburg Ansporn die Baugeschichte des Jahnstadions für die Nachwelt zu entschlüsseln und fachgerecht zu dokumentieren. Die Grundlage hierfür bildete zunächst die Bauaufnahme, also die Vermessung des Objektes und das Erstellen verformungsgerechter maßstäblicher Pläne. Hierbei wurde eine Kombination aus tachymetrischem und händischem Aufmaß gewählt. Begleitend wurde ein Fassaden- und Raumbuch angefertigt. Auf diese Weise wurde jeder Raum zusätzlich fotografisch dokumentiert sowie jeder Raumteil genau beschrieben. Dabei wurden sowohl Spuren vergangener Bauphasen, beispielsweise auffällige Stoßfugen, als auch Einblicke in die Konstruktion des Gebäudes dokumentiert. Neben der Erfassung des Bauwerks als Primärquelle ist auch die Archivrecherche unerlässlich für die Erforschung der Geschichte eines Baus. Im Falle des Jahnstadions ist die Aktenlage außerordentlich günstig, weshalb die absolute Datierung der einzelnen Phasen sehr gut vorgenommen werden konnte. Hierbei waren vor allem die Entwurfspläne, diverse Eingabepläne und Rechnungen aus dem Archiv des Bauamtes der Stadt Regensburg sowie das historische Bildmaterial aus dem Jahn-Archiv von Bedeutung. Alle Erkenntnisse aus Bauaufnahme, Raumbuch und Archivrecherche wurden schließlich miteinander verknüpft und so die verschiedenen Bauphasen des Objektes herausgearbeitet. Diese flossen unter anderem in Phasenpläne, Rekonstruktionen und 3D-Visualisierungen ein.

 

 

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